Frischwassertechnik-Legionellenvermeidung

Kennen Sie die Legionellenproblematik (Legionärskrankheit) ?
In Philadelphia fand im Jahre 1976 ein Treffen ehemaliger Legionäre statt, an dem etwa 4400 Personen teilnahmen. Kurze Zeit nach dem Treffen erkrankten 149 Personen an schwerer Lungenentzündung, die mit hohem Fieber einherging. Von den 149 erkrankten Personen verstarben 34 Personen im Verlauf der Krankheit. Das Vorkommen von Legionellen wird in entscheidendem Maße von der Wassertemperatur beeinflußt. Legionellen können zwar in kaltem Wasser vorkommen, vermehren sich dort jedoch nicht nennenswert, dazu sind Temperaturen zwischen 25 und 55 °C notwendig. Ideale Bedingungen für eine Vermehrung von Legionellen schaffen Warmwasserspeicher, Rohre, Armaturen, das Innere von Klimaanlagen, etc. Es wird heute davon ausgegangen , dass es bundesweit pro Jahr etwa 6000 bis 7000 Infektionen gibt (was rechnerisch etwa 1000 Todesfällen entsprechen könnte).

Was sind Legionellen ?                             

Nach dem Vorfall in Philadelphia wurde einige Zeit benötigt um die Ursache zu ermitteln. Es handelte sich um ein Bakterium , welches den Namen "Legionella pneumophila" erhielt. Dieses bildete eine neue Gattung (Legionella) und eine neue Familie (Legionellaceae) in der bakteriologischen Systematik.. Weil die Epidemie von 1976 im Zusammenhang mit der US-American-Legion stand , erhielt die Krankheit den Namen " Legionärskrankheit ". Dies hat in Europa dazu geführt , dass der Erkrankung durch diesen Namen bis heute ein exotischer Touch anhaftet und das auftreten der Erkrankung für unsere Breiten damit noch oft verdrängt wird.
Heute weiß man , dass es neben der Legionärskrankheit, besser als Legionella - Pneumonie bezeichnet, eine signifikant unterschiedene andere Verlaufsform gibt , das Pontiac - Fieber Die Legionella-Pneumonie ist eine schwere Krankheit mit z. T. erheblicher Beteiligung anderer Organsysteme. Dagegen verläuft das Ponitac - Fieber (benannt nach dem Ort der ersten Epidemie) milder , fiebrig , grippeähnlich , ohne dass Todesfälle bekannt wurden.
(Legionella - Pneumonie (Legionärskrankheit), schwere Pneumonie m. Beteiligung anderer Organsysteme Inkubationszeit 2 - 13 Tage, Therapie erforderlich , relativ hohe Letalität, epidem)
(Pontiac - Fieber, Inkubationszeit bis 48 Stunden, meist ohne Lungenbeteiligung , spontane Heilung binnen weniger Tage , Todesfälle nicht bekannt )

Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien ohne besondere morphologische Charakteristika. Sie bilden in der Kultur auf Spezialnährboden weiße, relativ unspezifische Kolonien, die nach minimal drei Tagen Bebrütungsdauer auftreten. In der Immunfluoreszenz erkennt man sehr gut die erwähnte Stäbchenform der Erreger. Seit der Erstbeschreibung von L.pneumophila gibt es noch mindestens 28 weitere Arten z.T. mit mehreren Serogruppen. L.pneumophila ist nach wie vor die epidemiologisch wichtigste Art. Wichtig ist weiterhin , dass alle Legionellen als humanpathogen anzusehen sind, obwohl der Beweis dafür bei mehreren Arten noch aussteht. Man geht heute auf Grund weltweiter Untersuchungen davon aus, dass Legionellen ein ganz natürlicher Bestandteil aller Süßwasser, nicht aber der Meerwässer sind. Legionellen sind dabei im Grundwasser extrem selten. Auch im kalten Trinkwasser , wenn es denn ständig kalt bleibt, sind sie sehr selten. Ähnliches gilt für unserere Breiten bei den Oberflächenwässern. Schwimmbeckenwässer, besonders Warmsprudelbeckenwässer und bestimmte Wässer aus raumlufttechnischen Anlagen (Wässer aus offenen Rückkühlwerken und Luftbefeuchtern) können dagegen in wesentlich höheren Konzentrationen Legionellen enthalten. Übertragbar sind Infektionen , z. B. durch Duschen und Warmsprudelbecken (whirl-pools). Bei den üblichen Schwimmbecken kommen zwar Legionellen im Wasser gelegentlich vor, aber - worauf noch eingegangen wird - das Vehikel Aerosol, ist dort minder stark ausgeprägt. Die hydrotherapeutischen Einrichtungen mit Aerosolbildung sollte man dagegen nicht vergessen. Desgleichen nicht den Bereich der Dentaleinheiten, wo ein intensives Aerosol unmittelbar im Rachenraum entstehen kann.

Die Übertragung der Infektionen erfolgt durch Inhalation. Sie findet durch Aufnahme eines entsprechend kontaminierten Aerosols aus der Umwelt statt. Es gibt keine Person- zu Person-Übertragung.

Die bisherigen Möglichkeiten der Diagnostik sind, bundesweit gesehen , noch als ungenügend zu betrachten. Dies dürfte ein wesentlicher Grund dafür sein , dass auch keine ausreichenden Daten über diese Erkrankungen vorliegen. Zur Häufigkeit des Pontiac - Fiebers gibt es weltweit keine Daten, lediglich Berichte über einzelne Epidemien. Das Vorkommen von Infektionen ist in der Bevölkerung nicht gleichmäßig verteilt. Als Hochrisikopersonen muss man Menschen mit bestimmten gesundheitlichen Vorschädigungen bezeichnen. In allererster Linie gilt das für Personen nach Transplantationen, aber auch für Personen mit chronischer Bronchitis , Emphysemen, malignen Tumoren und solche unter immunsuppressiver Therapie allgemein, und letztlich starke Raucher. Man darf nicht außer acht lassen , dass generell mehr Männer ab etwa dem 50./55. Lebensjahr erkranken. Es gibt aber auch Berichte darüber, dass gesunde und deutlich jüngere Menschen nicht nur erkranken, sondern auch an dieser Infektion versterben können. Die extreme Ausnahme für solche Infektionen stellen Kinder dar. Generell erkranken Männer häufiger als Frauen.

 

Dr. Lueneberg untersucht mit Foerderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Einfluss des sogenannten Lipopolysaccharids (LPS) auf die Faehigkeit der Legionellen, den Menschen zu infizieren. Das LPS ist eine Zuckerstruktur, die sich auf der Oberflaeche der Bakterien befindet und die Eigenschaften der Oberflaeche entscheidend bestimmt. Diese wiederum sind sowohl fuer die Anlagerung der Legionellen an ihre Wirtszellen als auch fuer das Eindringen in die Zellen notwendig.

Die Wuerzburger Forscher haben Gene identifiziert, die fuer den Aufbau des Lipopolysaccharids notwendig sind. Wenn sie einzelne dieser Gene gezielt ausschalten, also eine Mutation verursachen, koennen sie die LPS-Struktur und damit auch die Oberflaecheneigenschaften von Legionellen veraendern. Dass LPS fuer eine Infektion noetig ist, wurde anhand einer spontan aufgetretenen Mutation gezeigt. Nun soll die Rolle des LPS beim Ablauf der Infektion im Detail untersucht werden.

Zudem haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass die Legionellen wechselweise zwei unterschiedliche LPS-Strukturen bilden koennen. Sie wollen jetzt die Bedeutung dieser LPS-Molekuele sowie die Bedingungen ermitteln, unter denen jeweils eine der beiden Formen entsteht. Von den Forschungen am Institut fuer Hygiene und Mikrobiologie sind neue Moeglichkeiten zur Diagnostik und Typisierung von Legionellen zu erwarten.


Vermehrung:

Keine Vermehrung; kein Absterben bei 1) Kaltwasser 2) Wassertemperatur ca. 60 °C
Vermehrung im Temperaturbereich 30 °C bis 55 °C
optimal 35 °C bis 42° C (Duschen!) dann Verdopplungszeiten von ca. 2,8 h- 3,9 h.
Beispiel: Als kontaminiert mit Sanierungsgebot gilt 1 KBE/ml (Koloniebildende Einheit) Dies gilt noch als geringes Infektionsrisiko. Ab 100 KBE/ml ist ein Infektionsrisiko anzunehmen.
Die Wachstumsrate bei 2,8 h beträgt 24,76 %
Nach 24 h ergeben sich 381 KBE/ml nach 3 Tagen 55,24 Millionen KBE/ml.

-> Vermehrung wird begünstigt durch:

1. Nahrungsangebot in Biofilmen z.B. an Leitungs"innen"oberflächen, Sedimentbildung
2. Gehalt an organischen Substanzen
3. Amöben
4. mineralische Inhaltsstoffe ( Ablagerungen -> Schlupfwinkel bei Desinfektion)


Wie können Infektionen verhindert werden ?

Die Prävention von Legionellosen muss sich auf zwei Säulen stützen. Die eine ist die Verminderung einer massiven Verkeimung warmwasserführender , aerosolbildender Systeme, die andere ist, eine Limitierung/Verminderung von Aerosolkontakten. Einer Zusammenstellung der Weltgesundheitsorganisation, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, ist zu entnehmen , welche technischen Systeme nachweislich mit der Übertragung von Legionellosen in Zusammenhang gebracht sind. Es kann keinem Zweifel unterliegen , dass Sanierungsmaßnahmen erforderlich sind, nicht zuletzt da sich der Personenkreis der Risikopersonen erweitert statt verkleinert. Maßnahmen, z.T. umgehend möglich, z.T. erst künftig, sind auf vier Bereiche konzentriert, bei denen mit unvermeidbar geringem Eintrag von Legionellen durch das Wasser gerechnet werden muss:

1. (Warm)wasserversorgung
2. Raumlufttechnische - Anlagen
3. Warmsprudelbecken (whirl-pools)
4. Sonstige (wie Hydrotherapie , Dentaleinheiten, bestimmte Luftbefeuchter im häuslichen Bereich etc.)


Warmwasserversorgung

Bei der (Warm)wasserversorgung steht die epidemiologische Relevanz von Legionellen in einem eindeutigen Zusammenhang mit der entsprechenden Dauertemperatur. Unter 20°C kann diese Relevanz als nicht gegeben betrachtet werden, ebenso oberhalb 60°C. Der Risikobereich liegt zwischen etwa 25°C und 55°C.


Raumlufttechnische Anlagen

Bei den raumlufttechnischen Anlagen (Klimaanlagen) muss den offenen Wasserkühlsystemen besondere Beachtung gewidmet werden, da diese in der Regel Dauertemperaturen um etwa 30°C aufweisen. Die Rückkühlwerke stehen in der Regel meist auf Gebäudedächern und sind sehr häufig weder dem Arzt noch dem Betreiber des Gebäudes im erforderlichen Detail bekannt. Für die aus betriebstechnischen Gründen erforderlichen Zusätze von Bioziden sollen nur in der Praxis geprüfte Mittel verwendet werden , ein einfacher Analogschluss, dass eine bakterizide Wirkung, z.B. als Flächendesinfektionsmittel geprüft, auch gegen Legionellen im Wasser auftritt, ist nicht zulässig. Hier sind spezielle Prüfungen unter Beachtung der Biologie der Legionellen erforderlich.
Umluftsprühbefeuchter

Bei den Umluftsprühbefeuchtern gilt bezüglich der Verwendung von Bioziden das eben Gesagte auch. Eine regelmäßige Reinigung und Wartung der Befeuchtungskammern ist erforderlich, besonders im Zusammenhang mit dem Intervallbetrieb der Systeme, da hier leicht Temperaturen auftreten können, welche eine Vermehrung von Legionellen begünstigen. Als hygienisch sicher gelten Systeme mit Dampfbefeuchtung. Die Verwendung von Filtern vor dem Lufteintritt in die Räume entbindet nicht von der Notwendigkeit, die davor liegenden Systeme hygienetechnisch einwandfrei zu warten! Dies gilt unabhängig davon, ob es sich um bakteriendichte Filter wie z.B. beim OP oder andere Filter handelt.


Warmsprudelbecken (whirl - pools)

Warmsprudelbecken (whirl-pools) erfreuen sich zunehmender Beliebtheit auch bei uns. Sie sind in einer Vielzahl von öffentlichen, gewerblichen und privaten Bädern bereits vorhanden. Zur Vermeidung von hygienetechnischen Risiken - auch Übertragung von Legionellosen sind schon beschrieben- ist ein entsprechender hygienetechnischer Aufwand unumgänglich. Es gibt hierzu eine DIN-Vornorm 19644 sowie vorläufige Empfehlungen des BGA. In Bälde wird es eine neue Norm geben , die dann sämtliche Schwimm- und Badebacken umfasst, eine neue DIN 19 643. Besonders erwähnt werden muss hier die Einhaltung eines ständig hohen Desinfektionspotentiales im Wasser, die desinfizierende Rückspülung von Filtern und die gegenüber der Vornorm erforderlichen etwas erhöhten Konzentrationen an freiem Chlor (etwa bis 1mg/l).


Hydrotherapie

Bei Hydrotherapie sowie Wannenbädern mit Aerosolbildung sind die Anforderungen an die Wasserversorgung zu beachten, dass heißt , die erforderlichen Temperaturen sind durch bestimmte technische Vorkehrungen unmittelbar zuvor einzustellen( Mischen von kaltem mit entsprechend warmem Wasser).
Haushaltsgeräte

Bei den im Haushalt verwendeten Geräten, die ein wässriges Aerosol erzeugen (Luftbefeuchter, Mundduschen, Inhalatoren etc.), ist es erforderlich, die Geräte regelmäßig und gründlich zu reinigen. Bei erreichen kritischer Temperaturen sollte das Wasser nicht stehen bleiben sondern entsprechend gewechselt werden, bei Nichtbenutzung müssen die Geräte trocken bleiben. Für Hersteller gilt das bezüglich Materialauswahl Gesagte natürlich auch.

Besonders gefährdete Personengruppen :

* Kranke und Immungeschwächte bei starken Erkältungen oder nach Operationen.
* chronisch Kranke (Lunge, Herz, unzureichende Nierentätigkeit, Diabetes, Lenerzirrhose, entzündliches Rheuma etc.)
* Personen mit chronischer Bronchitis
* bettlägerige Menschen
* HIV-Erkrankte
* Männer über 50 (häufigere als Frauen der gleichen Altersgruppe)
* Leistungssportler (z.B. Langstreckenläufer, Schwimmer, Tennisspieler, Bodybuilder) nach            hoher  körperlicher Beanspruchung
* Weltreisende wegen Schwächung des Immunsystems infolge anderer Krankheitserreger
* Raucher

und Anlagen :

* Duschanlagen und Apparate welche lungengängige Aerosole (Sprühnebel) erzeugen.
* Sportanlagen
* Sporthallen
* Sportstadien
* Freibäder
* Schwimmbäder
* Hallenbäder
* Saunaanlagen
* Whirlpools
* Campingplätze und andere Saisonal betriebene Anlagen
* Trinkwassersysteme in Gebäuden nach Erstbefüllung und späterer Inbetriebnahme. (Neubauten und Sanierungen).
* Krankenhäuser (insbesondere Intensivpflegestationen)
* Pflegeheime
* Altenheime
* Sanatorien mit Bädern
* Kurkliniken
* Zahnarztpraxen (Mundspüleinrichtungen)
* Überschwemmungsgebiete wenn Trinkwassersysteme betroffen wurden.
* Personalduschen in Industriebetrieben
* Hotels bei Stagnation durch ungenutzte Zimmer
* Hotels mit Gästen aus anderen Kulturkreisen (z.B. USA starke Trinkwasserchlorung)
* Gebäude mit Klimaanlagen
* Fontänen / Springbrunnen
* Autowaschanlagen
* Produktionsstätten an welchen mit Wasserstrahltechniken (z.B. Reinigungen) gearbeitet wird.

Möglichkeiten des Abtötens
Thermisch:

Oberhalb von 55 °C sinkt die Nachweishäufigkeit ganz deutlich ab.
Verringerung um eine 10er Potenz (90 %abgetötet)
55 °C - 19 min
57,5 °C -6 min
60 °C - 2 min
Bei 65 °C wird bei einer Dauer von 2 min vier 10er Potenzen (99,99 %)abgetötet

"Vorschläge:"

1. Feurich: Beim Spülen mit 60 °C mit einer Kontaktzeit von 3 min Legionellenzahl stark vermindert.
2. DVGW- Arbeitsblatt W 552 ( Sanierung und Betrieb): Trinkwassererwärmer sind auf > 70 °C aufzuheizen. Jede Entnahmestelle ist bei geöffneten Auslaß für mindestens 3 min mit mindestens 70 °C zu beaufschlagen.

Chemisch:

( nicht empfehlenswert)
Freies Chlor:

Desinfektionsversuche mit bis zu 25 mg freiem Chlor pro l Wasser über drei Stunden ergaben keine deutliche Verringerung der Legionellenkonzentration! (Aber auch Angaben 2mg- 6mg über 6 h bzw. DVGW- Arbeitsblatt W 552: an Entnahmestelle 10 mg; Kontaktzeit: 1- 2h!) Als Prophylaxe in jedem Fall zu hoch ! Probleme durch Chlorzehrung durch Verunreinigungen und Zehrung durch hohe Kontaktzeiten.
Ozon:

1- 2 mg Ozon pro l Wasser mit einer Einwirkzeit von 6 h ! Als Prophylaxe in jedem Fall zu hoch! Probleme durch Zehrung durch hohe Kontaktzeiten

Schalten Sie beim Kauf oder bei der Neuinstallation Ihrer Warmwassergeräte direkt die
gefährliche Legionellenbildung aus.
Z.B. Durch die geringe Verweilzeit des Trinkwassers in Erwärmungssysteme, die im Durchflußverfahren das Trinkwasser erwärmen, ist eine Verkeimung nicht gegeben. Das patentierte System varmeco ist dafür bestens geeignet.

In jedem Fall beraten wir Sie gerne.